Am letzten Aprilwochenende sollte die Thode Wettfahrt vom Gasballonstartplatz in Gladbeck starten, an der Axel Hunnekuhl vom Ballonclub Teuto und Andreas Zumrode vom FSV Münster teilnehmen wollten. Leider wurde Donnerstag vorher aufgrund von wechselhaften Wettervorhersagen die Wettfahrt abgesagt.
Plan B wurde ins Leben gerufen. Wie bereits letztes Jahr als eine Wettfahrt in Augsburg abgesagt wurde und Axel und ich spontan das Wetterloch genutzt hatten um von Münster nach England zu fahren, so war es diesmal eine Wetterlücke die eine Fahrt über die Ostsee bis nach Lettland vielleicht sogar Estland möglich machen könnte.
Wetter weiter analysieren und die Vorbereitungen treffen. Denn mal eben so bis nach Estland fährt man nicht jeden Tag mit dem Gasballon.
Wer fährt das Auto und gibt es Möglichkeiten mit einer Fähre über zu setzen?
Die Trackvorhersagen wurden alle paar Stunden überprüft, denn es gibt ein großen Knackpunkt wenn man über die Ostsee von Südwest nach Nordost fahren möchte. Der Luftraum von Kaliningrad was zu Russland gehört ist gesperrt für sämtliche Luftfahrzeuge und geht sehr weit bis auf die Ostsee hinaus. Diesen Luftraum mussten wir unter allen Umständen nördlich umfahren. Wenn die Fahrtroute über Bornholm führt wäre das ein KO Kriterium weiter zu fahren, denn dann hätte es nicht gepasst.
Alles sah weiter gut aus und am 28. April Vormittags stand alles auf Go für die Fahrt.
Schnell eine Fähre von Kiel nach Litauen online gebucht für unsere Verfolger die bereits nachmittags losfahren mussten und so den Start nicht sehen konnten.
Wir fingen nachmittags ganz in Ruhe an auf dem Startplatz der „Teutonen“ bei Mutter Bahr in Ibbenbüren-Uffeln den Ballon füllfertig zu machen.
Nach und nach trudelten alle Helfer und Freunde ein die den Start miterleben wollten. NAch einer letzten Stärkung mit italienischer Pizza ging es um 21:09 in die beginnende Nacht. Wir mussten direkt auf über 3000m steigen damit die Richtung von Anfang an passt. Bremen und westlich an Hamburg vorbei sollte die Route gehen, dann sind wir auf der idealen Linie.
Es passte alles. Der Ballon stieg zuverlässig auf seine Prallhöhe. Wir hatten die Hülle nicht ganz voll gemacht, das macht es einfacher direkt auf größere Höhe zu steigen ohne ständig Sand, unseren Ballast, abgeben zu müssen.
Die Nacht war recht kalt mit -5° im Korb. Unsere warmen Sachen, die wir extra für diese Ballonfahrten gekauft hatten haben sich als gut erwiesen. Zusätzlich den Schlafsack über die Beine, dann war es gut auszuhalten.
Bei der Morgendämmerung waren wir bereits über der Ostsee bei Fehmarn vorbei.
Nun lag ein sehr langes Stück Wasser vor uns. Das Wetter wurde wie vorhergesagt immer besser und wir genossen die Sonne über der Ostsee. Der Ballon für stabil zwischen 3200 und 3600 Metern Höhe mit gut 70 Km/h. So sollten die 600 Km Ostsee in der geplanten Zeit zu schaffen sein bis zum Festland bei Lettland.
Den Luftraum von Kaliningrad haben wir etwa 16 Km nördlich passiert und dann hieß es die schnellste Schicht finden und Strecke machen. Ab da war die Fahrt etwas entspannter, denn man weiß nicht, was passiert wäre wenn wir zu weit südlich gefahren wären. Landen auf der Ostsee oder weiter fahren und versuchen, dass die Russen eine Ausnahme machen? Zum Glück mussten wir uns die Frage nicht stellen. Mit fast 80Km/h hatten wir eine gute Geschwindigkeit und einer Höhe bis zu 4000 m über Meeresspiegel.
Bild:
Blaue Linie= Vorhersage.
Rote Linie= gefahrene Strecke. Die beiden Punkte zeigen wie weit der Luftraum von Kaliningrad bis auf die Ostsee hinaus reichen.
Das lettische Festland kam in Sicht. Ab jetzt war eine Landung auf trockenen Boden wieder möglich. Unsere Reise sollte aber noch weiter gehen bis nach Estland vielleicht sogar bis an die russische Grenze noch? Das klappte aufgrund der dichter werdenden Bewölkung nicht mehr. Wir entschieden abzusteigen und unter den Wolken weiter zu fahren damit wir das Wetter besser beoabachten konnten.
Mit immer noch 50Km/h in 1500m Höhe waren wir nicht langsam.
Um 19:45 Uhr lokaler Uhrzeit entschieden wir uns ein Landegelände zu suchen. Da der Bodenwind uns eine komplette Runde im Kreis bescherte waren die ausgewählten Wiesen nicht mehr zu erreichen. Wir setzten mit fast keinem Wind auf einem Acker auf von dem wir den Ballon etwa noch 150 m über einen Graben und einen weiteren Acker zu einem Schotterweg trugen. Dort wurde zügig mithilfe von mehreren Estländern die nasse Hülle verpackt, denn es war zwischendurch angefangen zu regnen. Das macht dem Gasballon nichts, dennoch wollten wir nicht so nass werden und vor allem der Korb und das Equipment sollte trocken bleiben. Wir deckten alles so gut wie möglich mit Folien ab.
Da waren wir in Estland nach 1345Km Luftlinie glücklich und genossen unser Dosenbier von zu Hause. Das hatten wir uns verdient. Unsere Rückholer sollten noch einige Stunden brauchen bis zu unserer Landestelle. Um 00:45 Uhr kamen die Verfolger bei uns an. Schnell eingeladen und dann ein Hotel finden wo wir noch ein paar Stunden schlafen könnten. Das war nicht so einfach. Axel telefonierte ca. 10 Hotels ab in Riga (Litauen), dort wollten wir Pause machen, Schlafen und morgens nach einem guten Frühstück den Heimweg (1.500Km) antreten. Endlich hatte Axel Erfolg, so kamen wir letztlich um 4:00 Uhr morgens dort an.
Die Autofahrt war lang aber indem wir immer wieder wechselten ging das auch schnell rum. Um 8:00 Uhr am Dienstagmorgen, den 1. Mai waren wir alle wieder zu Hause.
Ich danke Axel, den Verfolgern Klaus und Clemens sowie allen die beim Start dabei waren und uns über Flightradar verfolgt haben.
Danke an Michael der uns die Lufträume frei gehalten hat und wir ohne jegliche Einschränkungen in der Höhe weiter fahren konnten.
Glück ab!
Andreas Zumrode
Link zu den Bildern von Axel Hunnekuhl:
http://hunnekuhl.net/20180429.htm
Bericht aus der Münsterschen Zeitung: